Ein grosser und mächtiger König fragte einst einen Dichter: "Was kann ich dir von allem, was ich habe, schenken ?" dieser antwortete: "Alles Sire..., ausser dem Sinn des Lebens."
Orson Welles erste Worte in Mr. Arkadin
Jede Meinung über Orson Welles ist richtig, aber keine davon trifft seinen Kern.
Er ist eine mächtige Gestalt, voller Individualität.
Eine gigantische Personifizierung des Künstlers im 20.Jahrhunderts.
Ein Künstler, dessen Begabungen und Niederlagen so überragend waren, wie seine Meisterwerke.
Sein visionären Impulse und immens produktiven Arbeiten im Theater, im Radio und insbesondere im Film, haben ihn zu einem der einflussreichsten und wertvollsten Künstler des 20. Jahrhunderts werden lassen.
Anfang der dreißiger Jahre revolutionierte Orson Welles, mit dem von ihm gegründetem "Mercury Theatre", das amerikanische Theaterwesenund führte es mit den Aufführungen von "Macbeth", -anno 1936-, die er in der haitianischen Kultur ansiedelte und die als "Voodo Macbeth" in die Broadwaygeschichte einging und der gewagten dramaturgischen Montierung und Inszenierung von Shakespeares "Julius Ceasar", -anno 1937-, in denen er die Protagonisten in das faschistische Italien der dreißiger Jahre beförderte, -sowie mit einer radikal minimalistischen Beleuchtungstechnik hantierte, die seine filmische Lichtästhetik bereits vorwegnahm-, endgültig in die Moderne.
Doch erst nach einer Massenpanik in New York, am Halloween-Abend 1938, die Welles und das "Mercury Theatre on the Air" mit einer Radio-Sendung von H.G. Wells "Krieg der Welten", -in einem modernem journalistischen Gewand-, ausgelöst hatten, war die Welt und insbesondere Hollywood auf ihn aufmerksam geworden.
Welles verfügte über keinerlei nennenswerten praktischen Filmerfahrungen, als die RKO- eine der grossen amerikanischen Studios der Vorkriegsära- mit ihm, 1939, einen filmhistorischen Vertrag abschliesst.
Dieser Vertrag ermöglichte es ihm, 24jährig, wahlweise als Produzent, Autor, Regisseur, Schauspieler oder als alles in einem, in drei Filmen seiner Wahl zu fungieren. Nach einigen kurzweiligen Überlegungen Joseph Conrads Roman "Heart of Darkness", beinahe komplett in der Egoperspektive der Hauptfigur zu inzenieren und zu sprechen, schrieb Welles, mit Herman J. Mankiewicz, ein Originaldrehbuch für einen Film, den er später produzierte, inzenierte und bei dem er die Titeltrolle spielen sollte.
Wie kein anderes Ereignis in der Geschichte der Filmkunst, markiert das Erscheinen von CITIZEN KANE, im Jahre 1940, den Beginn einer neuen Zeitrechnung. Der erste Film von Orson Welles steht am Ende der großen Traditionen des Vorkriegsfilms, deren Summe er zieht, und zugleich am evolutionären Beginn des Films der nachfolgenden Dekaden.
Man hat den Stil dieses Films als eitle Demonstration filmischer Extravaganzen bezeichnet. Doch in Wirklichkeit brach Orson Welles radikal mit den bisherigen filmischen Vorstellungen. Er handhabte als Debütant die Mittel filmischer Rethorik mit einer nie zuvor gesehenen oder später erreichten Souveränität und Meisterschaft. Welles widersetzte sich, mit dem Kunstgriff des episodischen Erzählens, den klassischen Gesetzen der Film- und Erzähldramaturgie, denn es wurde kein Geschichte erzählt, es wurden Erinnerungen zelebriert.
Er widersprach teilweise auch der herkömmlichen- aneinanderreihenden- Bildmontage. Mit Hilfe der Schärfentiefe gelang es, an Stelle einer- üblicherweise in Einstellungen zerstückelten- Szene ein zeitgleich lesbares Bild zu setzen, das den Zuschauer zu einer eigenen Auswahl zwingt. So, die Totalität des Bildraumes bewahrend , ersetzte Welles die Bildmontage durch eine Montage innerhalb des Bildes und gestaltete- mit dem legendären Kameramann Gregg Toland- eine Filmsprache die im Unterschied zur monopolisierenden Kraft der Montage, beinahe eine Demokratisierung des Bildraums gestattete, die bis heute noch kein wirklich ausgeprägtes praktisches Verständnis- seitens folgender Filmemacher- erfahren hat. Der fragmentarische Charakter der Inszenierung, die Erweiterungen der Montage um den Bildraum an sich und die pseudo-journalistische Ausrichtung der dramaturgischen Erzählweise, waren promethische Errungenschaften innerhalb der Filmkunst und suchten seinerzeit ihresgleichen. Sie erst bereiteten den Weg für die moderne Erzähldramaturgie, der räumlichen Bildmontage, bis hin zum stereoskopischem Film der Gegenwart.
Dieser radikale künstlerische Wagemut und der- wegen Anlehnung der Titelfigur Charles Foster Kane, an den zu dieser Zeit fast allmächtigen Medienzaren William Randolph Hearst- folgende Boykott des Films, durch annähernd sämtliche Mediensender und Vorfüherer des Landes, führte zu der Konsequenz, das Welles nach einigen karitativen Projekten, -wie der Südamerika-Dokumentation "It's All True", den beiden faszinierenden und von fremder Hand geschändeten Big-Budget-Produktionen "The Magnificient Ambersons" von 1942, sowie "The Lady of Shanghai" von 1946, und relativ kleinen- jedoch nicht minder brillanten- Genreproduktionen wie "The Stranger" -anno 1946- regelrecht mit einem Arbeitsverbot belegt wurde und daraufhin 1947 in die "alte Welt" auswanderte um weiter bezahlte Beschäftigung als Schauspieler und Autor zu finden sowie Finanziers für seine eigenen Filme.
Oder um es in seinen Worten auszudrücken, "(...)Ich wähle die Freiheit."
Eine gewaltige europäische Odyssee durch alle Formen filmischer Qualität in Kino und Fernsehen folgt, in denen Welles kleine und grosse Rollen, in kleinen und grossen Filmen spielt, sie schreibt oder teilweise inszeniert, wie 1948 als Cagliostro in "Black Magic", als Cesare Borgia, 1949, mit Tyrone Power in "Prince of Foxes" oder seinen weltweit gefeierten Kurzauftritt als Harry Lime in Carol Reed und Graham Greenes "The Third Man", im selben Jahr.
Eine glückliche Fügung, erlaubte es ihm jedoch, 1958, einen fünften Hollywoodfilm drehen zu können. Es sollte einer der größten Sternstunden der Filmkunst werden.
"Touch of Evil"- mit Charlton Heston, Orson Welles, Akim Tamiroff und Marlene Dietrich brillant besetzt und gespielt, dazu ausgestattet mit einer der atemberaubendsten Eröffnungsszenen der Fimgeschichte, einer, über den ganzen Film hindurch, beinah entfesselten räumlichen Kameraführung und einer bisher nie gesehenen cineastischen Zwielichtigkeit- war nicht nur ein Requiem für den Film-Noir, sondern eine spektakuläre, auf Zelluloid gebannte Liebeserklärung an den klassischen amerikanischen Film. Die Originalfassung wurde von dem Studio jedoch so stark und ignorant gekürzt, dass Orson Welles ein 58-seitiges Memorandum schrieb und darin detailliert um unzählige und weitreichende Änderung bat.
Eine anhand dieses Memorandums wiederhergestellte Fassung des Films von Walter Murch gibt es seit 1998.
Frustriert von der Bevormundung durch die rein kommerziellen Interessen der Produzenten, begab er sich zurück nach Europa und produzierte dort mehr recht als echt filmische Großprojekte. Gelang es nun unter diesen widrigsten Umständen einen Film -beinah in Personalunion- fertigzustellen, so wurde er ihm zahlreiche Male, durch Rechtstreitigkeiten oder Schulden aus der Hand genommen, um umgeschnitten, umbetont, eingelagert oder gar einfach nur um gestohlen zu werden.
Bei "Don Quichote", den Welles bereits 1955 begann und erst 1969 unvollständig beendete, mussten schon nach ersten Screentest, erstmals die Dreharbeiten verschoben werden; denn es verstarb Mischa Auer, der Hauptdarsteller des Films, der daraufhin, mit großer Trauer, durch Francisco Reiguera ersetzt wurde. Das Fragment "Don Quichote" ist heute frei im Internet einsehbar. Der Film "The Deep" mit Jeanne Moreau, 1966–1969, wurde beinahe fertig gestellt, als Welles plötzlich das Geld ausging und die Dreharbeiten verschoben werden mussten. Lediglich kurze Zeit später, als die Dreharbeiten wieder beginnen sollten, verstarb Laurence Harvey,wieder ein Hauptdarsteller, so dass die wenigen fehlenden Szenen nicht mehr nachgedreht werden konnten. Das Originalnegativ ist verschwunden, es existieren lediglich noch zwei fragmentarische Arbeitskopien von "The Deep". Eine Adaption von Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", 1969, war bereits fertiggestellt, als mehrere Filmrollen aus seiner Wohnung in Rom verschwanden und nie wieder gesehen wurden.
Lediglich seiner Adaption von Franz Kafkas "Der Prozeß", aus dem Jahre 1963 , mit Anthony Perkins, ihm selbst, Romy Schneider und Jeanne Moreau war eine Komplettierung und ein relativ achtbarer kommerzieller Erfolg gewährt. Künstlerisch ist der Film, bis jetzt, einer der faszinierendsten, eigenwilligsten und mutigsten literarischen Adaptionen der Filmgeschichte.
"The Other Side of the Wind" von 1972, ist ein zu weiten Teilen autobiografisch durchdrungener Film, der von einen alternden Regisseur handelt, mit - dem neun Jahre älteren- John Huston in der Hauptrolle, als hemingwayscher Orson Welles mit dem Namen Jake Hannahford. Non-linear erzählt der Film fragmentarisch, während der Gespräche auf der Feier seines siebzigsten Geburtstags, vom Leben Hannahfords. Am Ende, am aufgehenden Morgen, fährt er betrunken in die Wüste, verursacht einen Unfall und stirbt. Der bisher beinah komplett abgedrehte und bereits zu einem "Vierzigminütiger" geschnittene Film, wurde kurz vor seiner Komplettierung, 1976, Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen mit dem Schwager des, im selben Jahr gestürzten, Schahs des Iran Mohammed Reza Pahlavi, der nach eigener Aussage, an der Finanzierung des Films beteiligt war. Das gesamte Negativmaterial befindet sich immer noch in einem Tresor in Paris, während sich eine Positivkopie, bei Peter Bogdanovich, dem Regisseur und Freund Orson Welles, in Los Angeles befindet. Legale Komplikationen erschweren die komplette Veröffentlichung bis heute.
1985 erlag Orson Welles, 1915 geboren, einem Herzversagen und vermachte seiner Muse und, jahrzehntelangen, Lebensgefährtin Oja Kodar seinen gesamten Nachlass. Seine Asche liegt nun in Sevilla, Spanien -begraben in einem Olivengarten seines Freundes, dem legendären Stierkämpfer, Antonio Ordonez.
1996 wurde der filmische Nachlass von Orson Welles, -mit hundertzwanzig Filmen als Schauspieler und einundvierzig als Regisseur-, dem Filmmuseum München übergeben, das die Fragmente der unvollendeten Filme sorgfältig und mühevoll restauriert.
Diese Restaurierung ist einer der ambitioniertesten und kulturerhaltendsten Maßnahmen der Filmhistorie.
Trotz fremder und dilettantischer Bild- und Tonmontage von Werken wie "The Magnificient Ambersons", "The Lady from Shanghai", "Touch of Evil" oder "Mr. Arkadin" und mehr als begrenzten Budgets bei Werken wie "The Fountain of Youth", "Macbeth", "Othello",, "Chimes at Midnight" und "F for Fake" oder gar bei Fragmenten wie "Don Quixote", "The Deep", "The Other Side of the Wind" oder "The Dreamers" waren und sind seine gesamtenWerke, durchdrungen von einer brillanten Originalität, einer unermesslichen Kraft und einem visionärem Reichtum, der sie als das auszeichnet, was ihr Schöpfer ein Leben lang schuf.
Wahrhaftige Kunst.
Wie kein anderes Ereignis in der Geschichte der Filmkunst, markiert das Erscheinen von CITIZEN KANE, im Jahre 1940, den Beginn einer neuen Zeitrechnung. Der erste Film von Orson Welles steht am Ende der großen Traditionen des Vorkriegsfilms, deren Summe er zieht, und zugleich am evolutionären Beginn des Films der nachfolgenden Dekaden.
Man hat den Stil dieses Films als eitle Demonstration filmischer Extravaganzen bezeichnet. Doch in Wirklichkeit brach Orson Welles radikal mit den bisherigen filmischen Vorstellungen. Er handhabte als Debütant die Mittel filmischer Rethorik mit einer nie zuvor gesehenen oder später erreichten Souveränität und Meisterschaft. Welles widersetzte sich, mit dem Kunstgriff des episodischen Erzählens, den klassischen Gesetzen der Film- und Erzähldramaturgie, denn es wurde kein Geschichte erzählt, es wurden Erinnerungen zelebriert.
Er widersprach teilweise auch der herkömmlichen- aneinanderreihenden- Bildmontage. Mit Hilfe der Schärfentiefe gelang es, an Stelle einer- üblicherweise in Einstellungen zerstückelten- Szene ein zeitgleich lesbares Bild zu setzen, das den Zuschauer zu einer eigenen Auswahl zwingt. So, die Totalität des Bildraumes bewahrend , ersetzte Welles die Bildmontage durch eine Montage innerhalb des Bildes und gestaltete- mit dem legendären Kameramann Gregg Toland- eine Filmsprache die im Unterschied zur monopolisierenden Kraft der Montage, beinahe eine Demokratisierung des Bildraums gestattete, die bis heute noch kein wirklich ausgeprägtes praktisches Verständnis- seitens folgender Filmemacher- erfahren hat. Der fragmentarische Charakter der Inszenierung, die Erweiterungen der Montage um den Bildraum an sich und die pseudo-journalistische Ausrichtung der dramaturgischen Erzählweise, waren promethische Errungenschaften innerhalb der Filmkunst und suchten seinerzeit ihresgleichen. Sie erst bereiteten den Weg für die moderne Erzähldramaturgie, der räumlichen Bildmontage, bis hin zum stereoskopischem Film der Gegenwart.
Dieser radikale künstlerische Wagemut und der- wegen Anlehnung der Titelfigur Charles Foster Kane, an den zu dieser Zeit fast allmächtigen Medienzaren William Randolph Hearst- folgende Boykott des Films, durch annähernd sämtliche Mediensender und Vorfüherer des Landes, führte zu der Konsequenz, das Welles nach einigen karitativen Projekten, -wie der Südamerika-Dokumentation "It's All True", den beiden faszinierenden und von fremder Hand geschändeten Big-Budget-Produktionen "The Magnificient Ambersons" von 1942, sowie "The Lady of Shanghai" von 1946, und relativ kleinen- jedoch nicht minder brillanten- Genreproduktionen wie "The Stranger" -anno 1946- regelrecht mit einem Arbeitsverbot belegt wurde und daraufhin 1947 in die "alte Welt" auswanderte um weiter bezahlte Beschäftigung als Schauspieler und Autor zu finden sowie Finanziers für seine eigenen Filme.
Oder um es in seinen Worten auszudrücken, "(...)Ich wähle die Freiheit."
Eine gewaltige europäische Odyssee durch alle Formen filmischer Qualität in Kino und Fernsehen folgt, in denen Welles kleine und grosse Rollen, in kleinen und grossen Filmen spielt, sie schreibt oder teilweise inszeniert, wie 1948 als Cagliostro in "Black Magic", als Cesare Borgia, 1949, mit Tyrone Power in "Prince of Foxes" oder seinen weltweit gefeierten Kurzauftritt als Harry Lime in Carol Reed und Graham Greenes "The Third Man", im selben Jahr.
Doch selten war es ihm durch diese Engagements finanziell vergönnt, ununterbrochen an seinen eigenen Projekten zu arbeiten. Projekte die ihm so sehr am Herzen lagen, das er die Dreharbeiten für die meisten Sequenzen, sogar einzelner intimer Szenen, auf Jahrzehnte und Kontinente strecken musste und aus Mangel an bezahlbaren Schauspielern, Freunde und Familie in den Film einspannte.
Auch die fantastischen Shakespeare-Verfilmungen, mit ihm in den Titelrollen, wie "Macbeth" von 1948, für den Welles 200.000 Dollar und nicht einmal drei Wochen für das Drehen hatte und der später komplett neu synchronisiert werden musste oder "Othello", dessen Dreharbeiten sich vier Jahre lang hin zogen, waren nicht in der Lage ein großes Publikum anzuziehen und dem begnadetem Filmemacher die Chance geben, seine Kunst nach seinem Willen ausüben zu können.
Eine glückliche Fügung, erlaubte es ihm jedoch, 1958, einen fünften Hollywoodfilm drehen zu können. Es sollte einer der größten Sternstunden der Filmkunst werden.
"Touch of Evil"- mit Charlton Heston, Orson Welles, Akim Tamiroff und Marlene Dietrich brillant besetzt und gespielt, dazu ausgestattet mit einer der atemberaubendsten Eröffnungsszenen der Fimgeschichte, einer, über den ganzen Film hindurch, beinah entfesselten räumlichen Kameraführung und einer bisher nie gesehenen cineastischen Zwielichtigkeit- war nicht nur ein Requiem für den Film-Noir, sondern eine spektakuläre, auf Zelluloid gebannte Liebeserklärung an den klassischen amerikanischen Film. Die Originalfassung wurde von dem Studio jedoch so stark und ignorant gekürzt, dass Orson Welles ein 58-seitiges Memorandum schrieb und darin detailliert um unzählige und weitreichende Änderung bat.
Eine anhand dieses Memorandums wiederhergestellte Fassung des Films von Walter Murch gibt es seit 1998.
Frustriert von der Bevormundung durch die rein kommerziellen Interessen der Produzenten, begab er sich zurück nach Europa und produzierte dort mehr recht als echt filmische Großprojekte. Gelang es nun unter diesen widrigsten Umständen einen Film -beinah in Personalunion- fertigzustellen, so wurde er ihm zahlreiche Male, durch Rechtstreitigkeiten oder Schulden aus der Hand genommen, um umgeschnitten, umbetont, eingelagert oder gar einfach nur um gestohlen zu werden.
Bei "Don Quichote", den Welles bereits 1955 begann und erst 1969 unvollständig beendete, mussten schon nach ersten Screentest, erstmals die Dreharbeiten verschoben werden; denn es verstarb Mischa Auer, der Hauptdarsteller des Films, der daraufhin, mit großer Trauer, durch Francisco Reiguera ersetzt wurde. Das Fragment "Don Quichote" ist heute frei im Internet einsehbar. Der Film "The Deep" mit Jeanne Moreau, 1966–1969, wurde beinahe fertig gestellt, als Welles plötzlich das Geld ausging und die Dreharbeiten verschoben werden mussten. Lediglich kurze Zeit später, als die Dreharbeiten wieder beginnen sollten, verstarb Laurence Harvey,wieder ein Hauptdarsteller, so dass die wenigen fehlenden Szenen nicht mehr nachgedreht werden konnten. Das Originalnegativ ist verschwunden, es existieren lediglich noch zwei fragmentarische Arbeitskopien von "The Deep". Eine Adaption von Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", 1969, war bereits fertiggestellt, als mehrere Filmrollen aus seiner Wohnung in Rom verschwanden und nie wieder gesehen wurden.
Lediglich seiner Adaption von Franz Kafkas "Der Prozeß", aus dem Jahre 1963 , mit Anthony Perkins, ihm selbst, Romy Schneider und Jeanne Moreau war eine Komplettierung und ein relativ achtbarer kommerzieller Erfolg gewährt. Künstlerisch ist der Film, bis jetzt, einer der faszinierendsten, eigenwilligsten und mutigsten literarischen Adaptionen der Filmgeschichte.
"The Other Side of the Wind" von 1972, ist ein zu weiten Teilen autobiografisch durchdrungener Film, der von einen alternden Regisseur handelt, mit - dem neun Jahre älteren- John Huston in der Hauptrolle, als hemingwayscher Orson Welles mit dem Namen Jake Hannahford. Non-linear erzählt der Film fragmentarisch, während der Gespräche auf der Feier seines siebzigsten Geburtstags, vom Leben Hannahfords. Am Ende, am aufgehenden Morgen, fährt er betrunken in die Wüste, verursacht einen Unfall und stirbt. Der bisher beinah komplett abgedrehte und bereits zu einem "Vierzigminütiger" geschnittene Film, wurde kurz vor seiner Komplettierung, 1976, Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen mit dem Schwager des, im selben Jahr gestürzten, Schahs des Iran Mohammed Reza Pahlavi, der nach eigener Aussage, an der Finanzierung des Films beteiligt war. Das gesamte Negativmaterial befindet sich immer noch in einem Tresor in Paris, während sich eine Positivkopie, bei Peter Bogdanovich, dem Regisseur und Freund Orson Welles, in Los Angeles befindet. Legale Komplikationen erschweren die komplette Veröffentlichung bis heute.
1985 erlag Orson Welles, 1915 geboren, einem Herzversagen und vermachte seiner Muse und, jahrzehntelangen, Lebensgefährtin Oja Kodar seinen gesamten Nachlass. Seine Asche liegt nun in Sevilla, Spanien -begraben in einem Olivengarten seines Freundes, dem legendären Stierkämpfer, Antonio Ordonez.
1996 wurde der filmische Nachlass von Orson Welles, -mit hundertzwanzig Filmen als Schauspieler und einundvierzig als Regisseur-, dem Filmmuseum München übergeben, das die Fragmente der unvollendeten Filme sorgfältig und mühevoll restauriert.
Diese Restaurierung ist einer der ambitioniertesten und kulturerhaltendsten Maßnahmen der Filmhistorie.
Trotz fremder und dilettantischer Bild- und Tonmontage von Werken wie "The Magnificient Ambersons", "The Lady from Shanghai", "Touch of Evil" oder "Mr. Arkadin" und mehr als begrenzten Budgets bei Werken wie "The Fountain of Youth", "Macbeth", "Othello",, "Chimes at Midnight" und "F for Fake" oder gar bei Fragmenten wie "Don Quixote", "The Deep", "The Other Side of the Wind" oder "The Dreamers" waren und sind seine gesamtenWerke, durchdrungen von einer brillanten Originalität, einer unermesslichen Kraft und einem visionärem Reichtum, der sie als das auszeichnet, was ihr Schöpfer ein Leben lang schuf.
Wahrhaftige Kunst.