Zurück in die Zukunft

Der Film liebt Bilder einer hochtechnologisierten Zukunft.

Der Film liebt Bilder einer weit entfernten und hochtechnologischen Zukunft, in der es sozial und politisch indessen so strukturiert ist, wie im späten Mittelalter. Einer Zukunft mit Mega-Citys, in denen es Inseln und Keller "alter" Werte, wie Familie, Gemeinschaft oder gar Individualität gibt.

Wo Revolutionen und sporadisch kosmische Weltkriege geführt werden, um zu leben "wie früher".

Der Film liebt Bilder dieser Art, da der Mensch von Fortschritt träumt, jedoch vor fast nichts eine größere Angst offenbart.

Wenn wir den Film somit, mit all unseren Fortschrittsängsten, Fortschrittslüsten und -hoffnungen, als eine große, menschliche Erzählmaschine unserer Empfindungen ansehen, ist die Struktur sehr einfach.

Der Film als Traumbild betreibt im Allgemeinen, umso mehr technologischen Aufwand, je mehr Technologie er abbilden will. So ist im klassischen Film die Gegenwart im Normalformat und harter Ausleuchtung, während satte -bis beinah unreelle- Farben, CinemaScope, 3-D oder IMAX, zur Fantastik, Science-Fiction und schließlich zu den "realistischen" Filmen gehören, die sich selbst als mythisch begreifen.

Je grösser also das Bestreben ist, die Wirklichkeit selbst übertreffen zu wollen, desto grösser ist somit die technologische Aufrüstung.

Da nun die Ängste vor der eigenen Aufrüstung letzten Endes überwiegen, führt das dazu, das Technologie-Filme wie "METROPOLIS", "2001", "BLADE RUNNER", "THE MATRIX" oder "AVATAR", lediglich dann kulturell erfolgreich sind, wenn sie anti-technologisch argumentieren.

Gute Technologie ist somit jene Technologie, die ein einzelner kontrollieren kann und die ihren Ursprung im vor-technologischen Mythos hat. Ein Held der jeweiligen Moderne ist einer, der möglichst die gesamte Technologie seiner Zeit, mehr oder weniger, souverän kontrolliert. Schlechte Technologie dagegen ist jene Technologie, die die Auflösung des Individuums vorantreibt oder jene die das Individuum "in sich selbst zurückstösst" und es gar nicht mehr an die "äußere" Wirklichkeit gelangen lässt. Aller möglichen Unterschiede der Prämissen innerhalb der jeweiligen Erzählungen eingenommen, bleibt im Großen und Ganzen festzuhalten: Gute Technologie gerät in die falschen Hände, schlechte Technologie gerät außer Kontrolle und bildet ein autonomes Ich. Die eine Möglichkeit ist die Symbiose, die andere ist Konkurrenz bis zur endgültigen Vernichtung.

So entwirft jeder technologische Film seine Welten lediglich, um darin den natürlichen Menschen als Opfer zu entdecken und ihn um nichts anderes als um seiner Authentizität willen retten zu wollen. Das Kino entwickelt seine technologischen Innovationen um seine eigene Welt zugleich zu errichten und zu zerstören. Man durchfährt zahlose künstliche Welten und zahlose maschinell-organische Verwandlungen des Individuums, um am Ende das Konzept des technologischen Post-Menschen als Übermensch zu verwerfen. Die High-Tech-Zukunft wird im Film immer wieder abgewendet oder kippt destruktiv in eine neue "Unnatürlichkeit".

Jeder Film bringt uns ihr jedoch ein Stückchen näher.

Auf die blosse Simulation der Vorstellung folgt, vielleicht, eine wirkliche Veränderung.

Das Ende unserer Bilder führt gar zum Ende hin, zu unserer Welt.

Zum Anfang unserer Zukunft.